Die Kunst sucht neue Wege |
HofmarkART 2005: Literarischer Spaziergang von Althegnenberg nach HörbachAlthegnenberg- Trotz des Regens war die Stimmung während der "HofmarkART 2005" in Althegnenberg hervorragend. Erstaunlich viele Besucher waren zum Dorfplatz an der Alten Schmiede gekommen. Eröffnet wurde durch Bürgermeister Reiner Dunkel, Kreisheimatpfleger Toni Drexler und den Schirmherrn Hans Well. Kein Zweifel: Rund um Althegnenberg hat die zweite "HofmarkART" in Sachen Kunst einiges zu bieten. Warum nicht einmal einen alternativen Kunstspaziergang unternehmen? Begrüßt wurde das Publikum nach den Ansprachen mit einer Installation von Edith Todt und Ruth Strohhuber, die das innere Leben einer Schmiede ausdrückte. Dabei pochte ein imaginäres Herz aus dem Computer, und der Blasebalg wurde von menschlicher Hand zum Atmen angeregt. In den Ecken des Platzes unterhalb der Kirche weithin sichtbar Annika Langs "Fräulein Schrott und ihre Trötchen". Diese Trötchen klingen wirklich, Bürgermeister Reiner Dunkel hat es ausprobiert. Die "Verflechtungen...und es ist doch rund" laden zu eigenen Visionen ein: Ein fast figürlicher Ast trägt eine riesengroße Weidenkugel. Weiter geht es die Treppen ins Rathaus rauf zur Spurensuche. Eine Fotoausstellung von Annika und Robert Lang dokumentiert Spuren von Erosion und Alterung, von Wind und Wasser. Bilder von unmenschlicher Kraft. Nicht weit entfernt vom Rathaus erfährt der Spaziergänger, wie man schlechte Träume einfängt. In dem Garten von Gerti und Heinz Schmitz kann der Spaziergänger alles darüber nachlesen. So erfährt er auch, dass die Indianer solch einen "Traumfänger" noch heute benutzen. Bei einer Abzweigung von der Hörbacher Straße nimmt die Skulpturendichte erheblich zu. Kein Wunder, gilt der dortige Garten von Gerhard Unger doch als eine der Kreativzellen der "Eisenart". Dort erregt zum Beispiel ein großer Eisenklotz von ehemals zehn Zentimetern Dicke Aufsehen, weil dieser mit Säure behandelt wurde und der Fraß bizarre Gebilde hinterlassen hat. Wunderbares Klangerlebnis Das wunderbare Klangerlebnis, das Erwin Rehling am "Ring" darbot, kann der Spaziergänger nicht mehr erleben, doch was Rehling mit Kuhglocken, Murmeln und sonstigen Gerätschaften zeigte, veranlasste die Zuhörer zum Schweigen. Weiter auf der Straße nach Hörbach steht ein kleines Marterl, dort rezitierte Schauspielerin Michaela Stögbauer Emerenz Meirs "Wödaschwuln" (Wetterfühligen") und las "das Gebet zum lieben Herrgott" von Georg Queri. In diesem Geschichtchen geht es um zwei Dörfer, die sich nicht gut sind. Angesicht des Spaziergangs spottete Kreisheimatpfleger Drexel: Jeder kann überlegen, welches Dorf das gute oder schlechte ist. "Notabene" lautet der Beiname eines Münchner Kammerchores. Doch statt "Wohl gemerket" könnte man dieses Wort auch mit "Aufgepasst, die Ohren gespitzt" übersetzen. Denn glockenreiner Gesang von 17 Stimmen erfüllte die Kirche zu Hörbach. Eine wohlklingende Ruhepause. Vorbei an Thomas Fiedlers "Bedenkenträger" sowie Fiedlers und Toni Drexlers hintersinnigem "Wer Löwen sät, wird 60ger ernten" ging es weiter zum "Indianer-Tipi", in dem der hungrige Spaziergänger mit Kuchen und Getränken und einer "Indianerweisheit" von Stögbauer versorgt wurde. Nach dem Indianer-Tipi die Straße überquert und die Fotoausstellung von Toni Drexler "Herein - Türklopfer" oder später "Zweierlei Handzeichen" angesehen; schließlich zu Jakob und Toni Drexlers Maibaumschule II gewandert und Thomas Widemanns und Ludwig Ostermeiers "Horizontal - Vertikal" bestaunt. Dabei nicht den "Butzküafleckerlteppich" von den Kindern übersehen und an die eigenen Sammlungen von Tannenzapfen gedacht. Was man mit einem "Spitzentuch" von Hans-Jürgen Vogel anfangen kann, muss der Spaziergänger selbst herausfinden. Auf den Geschmack gekommen? Na dann los.
Friedberger Allgemeine vom 13.07.2005, Gerd Bamberg
|